|
|
|
|
Bayerischer Wald-Verein Sektion Bogen e. V.
|
Heiliger Leonhard - Leonhardiritte Leonhardiritt auf den Brandlberg (Stadt Bogen)
|
|
Geschichte und/oder Legende des Heiligen Leonhards:
|
Am 6. November ist der Namenstag des Heiligen Leonhard, der als einer der "bekanntesten" Heiligen Zentraleuropas gilt. Ihm sind mehr als 600 Kirchen und Kapellen gewidmet und zahlreiche Wallfahrten und Leonhardifahrten sowie Votivtafeln zeugen von der großen Verehrung bis auf den heutigen Tag. Der Hl. Leonhard wird meist dargestellt mit schwarzem Habit, mit Brustkreuz, Abtsstab und einer Kette mit Handfessel. Leonhard lebte der Legende nach im heutigen Frankreich. Er wurde um das Jahr 500 in der Provinz Gallien, in der Nähe von Limousin im heutigen Zentralfrankreich geboren. Am 6. November 559 starb Leonhard und wurde in der von ihm erbauten Kirche des Klosters Noblat bei Limoges beigesetzt, dessen erster Abt er war Wegen seines gottgefälligen Lebenswandels und den vielen Wundern, die sich bei seiner Anrufung ereigneten, wurde St. Leonhard zu einem beliebten und begehren Nothelfer. Er gilt u. a. als Wohltäter der Gefangenen, der Kranken, der Metzger und Schäffler und natürlich als Schutzpatron der Bauern und der Knechte sowie des Viehs, der Pferde und der Reiter.
Auf seine Fürbitte hin wurden viele kranke Tiere geheilt oder vor Seuchen bewahrt. In der bäuerlichen Gesellschaft waren und sind das Auskommen und der wirtschaftliche Erfolg direkt vom Zustand des Viehs im Stall abhängig, weshalb die Bauern den Segen des Hl. Leonhard für unerlässlich hielten. Der eigentliche Leonhardskult begann, nachdem im 11. Jahrhundert seine Reliquien öffentlich ausgestellt wurden. Von Frankreich aus verbreitete sich der Kult rasch nach Süden und Osten, was auch mit den Kreuzzügen zusammenhing. Nach dem 12. Jahrhundert, insbes. im 17. Jahrhundert zog der Hl. Leonhard in die bayerischen Dorfkirchen ein, wo er häufig andere Heilige verdrängte. Zum Patron der Pferde wurde er erst im 17. und 18. Jahrhundert, weil man die Ketten, mit denen er abgebildet wurde, im Laufe der Zeit als Viehketten deutete. Im 19. Jahrhundert erreichte die Verehrung in Bayern ihren Höhepunkt; Man nannte ihn den "bayerischen Herrgott" oder den "Bauernherrgott". In Bayern ist Leonhard auch einer von 14 Nothelfern, die immer dann angerufen werden, wenn im Stall mit dem Vieh etwas nicht stimmt. Das Hufeisen hat heute die Kette als Opfergabe verdrängt. Mancherorts ist es gar Brauch, die Pferde zum Festzug neu zu beschlagen und die alten Eisen an die Kirchentür zu nageln. Vielfach werden ihm auch Votivtafeln und Kerzen gestiftet. Eine Bauernregeln zum 06. November lautet: Nach der vielen Arbeit Schwere, an Leonhard die Rösser Ehre.
|
Leonhardiritte sind Tradition im süd- deutschen insbes. altbayerischen Raum:
|
Im traditionsbewussten Bayern gilt der Namenstag des Heiligen Leonhard als einer der höchsten Feiertage. Ihm zu Ehren werden vielerorts Umzüge, sog. Leonhardiritte organisiert und durchgeführt. Die bekanntesten Ritte und Fahrten finden wohl in Oberbayern (auch Schwaben) statt, wie z. B. in Bad Tölz, Benediktbeuern, Diessen a. Ammersee, Dietmannszell, Froschhausen bei Murnau, Fürstenfeldbruck, Garmisch-Partenkirchen, Gmund a. Tegernsee, Grafing, Inchenhofen (Lkrs. Aichach-Friedberg), Kreuth am Tegernsee, Schliersee, Wartenberg und Übersee/Chiemgau.
Der schönste und größte Leonhardiritt dürfte der von Bad Tölz sein mit ca. 80 Vierergespannen. Auch in Niederbayern soll es noch 29 Leonhardiritte geben, so z. B. in Aigen am Inn, Niederkirchen (Lkrs. Rottal-Inn), Simbach am Inn, Haberskirchen und Weigendorf (Lkrs. Dingolfing-Landau). Nicht zu vergessen ist auch der Leonhardiritt in Furth im Wald, der aber am Ostermontag stattfindet. Entweder direkt am 6. November oder am vorausgehenden bzw. darauf folgenden Sonntag finden sich dann die Reiter und Fuhrleute mit ihren herausgeputzten Pferden und geschmückten Wägen in den Wallfahrtsorten ein und erbitten den Segen des Heiligen Leonhard für Haus und Hof und natürlich besonders für das Vieh.
|
1. Leonhardiritt auf den Brandlberg am 06. Nov. 1993:
|
Kulturarbeit und Volkstumspflege mit dem Ziel der Verbreitung und Vertiefung des Heimatgedankens gehören gem. der bestehenden Vereinssatzung zu einer der wichtigsten Vereinsaufgaben der Sektion Bogen des Bayerischen Waldvereins.
Bereits in den Jahren 1991/1992 haben die Verantwortlichen der Sektion Bogen den Entschluss gefasst, gemeinsam mit der Pfarrgemeinde Oberalteich im Jahre 1993 einen Leonhardiritt durchzuführen. Die Sankt Leonhard Kapelle, die zwei Jahre zuvor von der Sektion Bogen auf dem Brandlberg erbaut wurde, bot sich hier als Veranstaltungsort bzw. -ziel geradezu an. Am Samstag, den 06. Nov. 1993 wurde diese Idee dann auch in die Tat umgesetzt. 45 Reiter fanden sich beim Landstorfer-Hof in Freundorf ein und sattelten ihre Pferde.
Mit ihren fein geschniegelten und gestriegelten Pferden machten sich die Reiter auf den Weg zur Leonhardikapelle auf den Brandlberg. Pfarrer Josef Staudinger und Sektionsvorsitzender Hans Kohlhofer fuhren mit der Pferdekutsche. Für die musikalische Umrahmung sorgte der Spielmannszug der FFW Oberalteich. Bei der Leonhardikapelle versammelten sich anschließend alle Teilnehmer und Besucher.
Pfarrer Josef Staudinger erinnerte an Leben und Sterben des Einsiedlers Leonhard, der als Schutzpatron der Gefangenen, aber auch als Patron des Viehs, vor allem der Pferde, verehrt wird, was die heute in Süddeutschland noch vielfach üblichen Leonhardiritte beweisen. Nach dem Gebet der Gläubigen folgten die auf den Leonharditag besonders abgestellten Fürbitten. Dann segnete der Geistliche die 45 aufgestellten Pferde und auch deren Reiter.
Mitglieder der Waldvereinssektion fütterten anschließend die Pferde mit Weihwasser besprengten Broten. Hans Kohlhofer als Vorsitzender der Sektion Bogen des Bayer. Wald-Vereins bedankte sich bei allen Reitern sowie den vielen anwesenden Sektionsmitgliedern und Besuchern von Bogen, Oberalteich und Umgebung für deren Mitwirken und Kommen. Er wies darauf hin, dass dieser Leonhardiritt zur Tradition werden solle. Stellvertretender Sektionsvorsitzender Rudi Holzner nannte die Namen aller teilnehmenden Reiter und Pferde. Dann setzte sich der Festzug mit allen Teilnehmern wieder in Richtung Ausgangspunkt in Bewegung, um sich dort aufzulösen.
An den 1. Leonhardiritt, als ein besonderes Ereignis, wird man sich in der Pfarrgemeinde Oberalteich und auch bei den Verantwortlichen und Mitgliedern der Sektion Bogen gewiss noch lange erinnern.
|
Die Leonhardiritte auf den Brandlberg in der Folgezeit:
|
Der Leonhardiritt auf den Brandlberg fand in der Folgezeit bis 2003 alljährlich im November statt. Die Zahl der Teilnehmer nahm stetig zu; so waren es im Jahre 1996 bereits 70 Reiter und im Jahre 2000 sogar 122 Reiter. 2003 beteiligten sich 108 Reiter mit Pferden und Ponys sowie 3 Gespanne. Hervorzuheben ist, dass sich von Jahr zu Jahr auch immer mehr junge Reiterinnen und Reiter sowie Gespanne einfanden.
Das Interesse der Bevölkerung stieg gleichfalls ständig, so zählte man zuletzt im Jahre 2005 rd. 850 Besucher. Der Leonhardiritt wird künftig (seit 2003) nur noch alle 2 Jahre durchgeführt. Wegen der finanziellen Belastungen der Vereinskasse wird bis auf weiteres von einem jährlichen Umritt abgesehen. Im Jahre 2005, 2007 und 2009 wurde jeweils wieder ein Leonhardiritt veranstaltet.
|
|
|
Zusammengestellt:
|
15.01.2005, ergänzt 01.12.2009 - Alfred Reichardt; Quellenangabe: Vereinsakten und Internet
|
|
|